TheaterPACK
© Leipziger Volkszeitung, 25. Juni 2018

Ferkeleien hinter Rockfalten
„Teufel mit den drei goldenen Haaren“ für Erwachsene

Von Juliane Lochner

Das Theaterpack hat noch einmal nachgelegt: Am Samstag gab es die Premiere der Erwachsenenversion von „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ im Gohliser Wannenbad.
Trotz der schauerlichen Kälte und der Konkurrenz durch die Fußball-WM strömten die Fans in den verwunschenen Hinterhof und genossen in Decken gemummelt das Spektakel, das wie erwartet im Unterschied zur Kinderversion mit köstlicher Doppelbödigkeit und einigen Frivolitäten aufwartet.
Die Handlung der Bühnenversion von Laura Trischkat folgt wieder im Großen und Ganzen der Grimmschen Märchenvorgabe. Diesmal tritt der Erzähler eher in den Hintergrund, dafür haben der einfältige Räuber und seine gewitzte Tochter mehr zu tun: Trotz ihrer grausamen Gepflogenheiten getreu dem Motto „Geld hoch, Hände her!“ haben sie das Herz am rechten Fleck und wenden nicht nur trickreich ab, dass Hans am Königshof hingerichtet wird, sondern spielen auch weiter seine Schutzengel. Heimlich verfolgen sie ihn, als er seine eigentlich unlösbaren Aufträge vom bösen König bekommt, und springen ihm mehrfach bei, damit sich am Ende alles glücklich fügt und der nette Bursche seine Prinzessin behalten darf, die ihm der böse Schwiegerpapa abspenstig machen will.
Alle drei Darsteller spielen gottvoll und mit Esprit. Die Besetzung ist wie gehabt: Laura Trischkat, unter anderem als herzige Müllerin, die das Baby Hans, das der böse König in einer Schachtel im Fluss ausgesetzt hat, aus dem Wasser fischt und großzieht, sowie als goldige Prinzessin, bauernschlaue Räubertochter und düsterer Fährmann; Max Wald als Erzähler, als entschlossen um seine Prinzessin kämpfender Hans und als wütender Teufel. Schließlich als dritter Darsteller Mario Rothe-Frese, der den fiesen König, den blöden, aber gutmütigen lispelnden Räuber und die geile Großmutter des Teufels spielt. Die läuft in der entscheidenden Höllenszene zur Höchstform auf, als sie Hans in eine Ameise verwandelt und in ihren Rockfalten versteckt, wo sich offenbar allerlei Ferkeleien abspielen, wie man aus den großmütterlichen Wonneschreien schließen kann. Wer das erlebt, schlägt sich vor Vergnügen johlend auf die Schenkel.
Die Zuschauer, die an diesem Premie-renabend wacker auf die deutsch-schwedische sportliche Begegnung verzichteten, wurden zwischendurch gelegentlich über den Spielstand unterrichtet; die beiläufige Frage „Wie steht‘s?“ – mal aus dem Mund des einen, mal aus dem des anderen Darstellers – haftet sicher allen noch lange im Gedächtnis. Denn kaum endete die Theateraufführung, kam das 2:1! Einen schöneren Abend kann man sich kaum wünschen.