TheaterPACK


© Leipziger Volkszeitung vom Freitag, 1. Dezember 2006

Ente gut, alles gut

Kurz vor dem Hauptgang hat der Portier den Anlass zum Tuscheln serviert. An den Tischen des Restauranttheaters stecken die Gäste die Köpfe zusammen, um die Zettel auszufüllen. Wer hat Laetitia Norris Smith aus dem Leben befördert? Sue, das Dienstmädchen? Janet, die Schriftstellerin? Mister Smith? Oder gar Rachel, die Hotel-Chefin? An einem Tisch kommen vier Besucher auf vier verschiedene Hauptverdächtige. Und am Ende, nach der Gewürzentenbrust, ist der Mörder ein ganz anderer. Klarer Beweis dafür, dass das Autorenteam des Stücks mit dem absurden Titel "Die Torte in der Themse" verdammt geschickt jeder Figur das Zwielichtige implantiert hat.

Ein Dinner-Krimi wie Lasagne: Lagen aus Kulinarischem und Schauspiel, gekonnt übereinandergeschichtet, mit den richtigen Köchen am Herd: Regisseur Frank Schletter und sein TheaterPACK liefern federleichte Unterhaltung plus Spannung, das frisch eröffnete Theaterrestaurant am Rand des Rosentals Gaumenfreuden in angenehmem Ambiente, vom Kunstflammen-Kamin mal abgesehen. Aber wir sind ja auch in London, da mag man den.

Ein Panoptikum aus sehr eigenartigen Charakteren bewegt sich durch das King's Hotel. Das herumscharwenzelnde Serviermädchen träumt von einer Gesangskarriere, eine Krimiautorin pflegt ihre Allüren, ein flirtender Kellner sieht sich als "schärfster Tortenheber der Stadt", ein Pärchen schwankt zwischen Turteln und Rosenkrieg, Ermittler von Scotland Yard machen sich wichtig.

Zwischen Kürbis-Kokossuppe mit Ricotta-Nockerln und der Waldpilztorte liegen ein Mord und ein Unglücksfall. Hier gewinnt die Inszenierung an Rasanz. Wortwitz und Situationskomik verdichten sich, Tür zu hier, Tür auf da - und auch die musikalischen Beilagen (komponiert von Jan Paul Werge) machen Spaß, fehlen aber leider im Mittelteil.

Klasse, wie Sabine Kaminski, Verena Noll, Bernhard Biller, Dietmar Voigt und Alexander Aue durch die Rollen zappen, die Schrulle jeder Figur ausspielen. All das in aufgelösten Grenzen, inmitten der Zuschauer und ohne peinliche Publikums-Anmache.

Mark Daniel

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