TheaterPACK
© Leipziger Volkszeitung, 28. August 2018

Geradewegs ins Verderben
Sommerstück-Premiere im Kühlen: Theaterpack spielt im Felsenkeller-Garten „Die Herzogin von Malfi“

Von Juliane Lochner

Am Sonntagabend ging es auf der Bühne im Biergarten des Felsenkellers heiß her, obwohl es die kühle Temperatur nicht vermuten ließ: Das Theaterpack feierte die letzte Sommertheaterpremiere der Saison mit einem recht blutrünstigen Stück von John Webster, einem Zeit­genossen von Shakespeare: „Die Herzogin von Malfi“. Keine leichte Kost für ein auf Lustspiel getrimmtes Sommertheaterpublikum: Die Intrigen, die da geschmiedet werden und die Regisseur Frank Schletter temporeich inszeniert, führen geradewegs ins gnadenlose Verderben.
Im Zentrum steht die verwitwete Herzogin, über deren sittlichen Lebenswandel ihre beiden Brüder argwöhnisch wachen, Ferdinand und der Kardinal, der selbst ein Lotterleben führt. Es geht um die Ehre, aber auch ums Erbe. Heimlich, weil auf den Wider­stand der Brüder gefasst, heiratet die Herzogin Antonio, ihre große Liebe, seines Zeichens Haushofmeister, also kein standesgemäßer Gatte. „Mein Herz gehört der Tugend, nicht dem Stande“, so das Postulat der stolzen, starken Frau, die dem Stück den Titel gibt und dennoch geradewegs ins offene Messer läuft.
Ebenso heimlich haben sie und Antonio drei Kinder; von der Geburt des letzten bekommen die ruchlosen Brüder Wind. Hinterhältig stellen sie Bosola als Spitzel an, einen Mann vom Hof, der das Vertrauen der Hausherrin genießt. Ihm verrät sie, wer der Mann ihres Herzens ist. Pech für sie, dass sie sich diesem Wicht ausgeliefert hat, denn der lässt sich auch gern für noch schlimmere Missetaten als Spionage engagieren, wird er nur großzügig dafür entlohnt.
Dass er auch über Leichen geht, ist hautnah zu erfahren. Verrat und Rache, Mord und Totschlag folgen Schlag auf Schlag, sodass am Ende der Boden mit Leichen gepflastert ist. Überlebende des Massakers sind ein Freund Antonios, der älteste Sohn der Herzogin und eine Hand voll Getreuer, die den Knaben großziehen wollen, nun hoffend, dass das Glück ihnen die Bresche schlägt, die den Eltern verwehrt blieb.
Geschickt huschen die Darsteller in jeweils wechselnder Garderobe hinter der weißen Leinwand hervor, welche den Bühnenhintergrund abgrenzt und von hinten beleuchtet ist. Sie dient auch einfallsreich als Projektionsfläche für Schattenrisse und gewährt so sporadische Einblicke ins Verborgene.
Komische Momente in dem tragischen Stück steuern hier und da zwei Botenjungen bei, von denen einer das „w“ fehlerhaft ausspricht; am Ende ganz betreten und ratlos, kann er nur mit den Schultern zucken: „Fem sollen fir nun berichten? Und von fas?“
Neben Monique Heße (als Kardinal und Herzogin) spielen Max Wald (unter anderem als mitleidloser Bosola), Mario Rothe-Frese (als guter Antonio und intriganter Ferdinand), Lea Farinah (unter anderem als Mätresse des Kardinals) sowie Charlot Richter, alle in mehreren Rollen.