TheaterPACK
© Leipziger Volkszeitung, 31. März 2018

Irrungen, Wirrungen auf hoher See
Überzeugendes Solo im Laden auf Zeit: Das Theater Pack liefert mit „Die unbeugsame Maid“ eine weitere Uraufführung

Von Juliane Lochner

Es war schon die dritte Uraufführung innerhalb eines Jahres: Am Donnerstag wartete das Theater Pack mit einer Premiere auf: Frank Schletter inszenierte das Ein-Personen-Stück „Die unbeugsame Maid“ von Charlot Richter im Laden auf Zeit.
Zerschlissene Segel, im Hintergrund grollender Sturm (raffinierte elektronische Geräusche: Duo Klinger Krenn). Dann ein ekstatischer Urschrei: Land in Sicht! Die Kapitänin des orientierungslos und schwer ramponiert auf See treibenden Schiffes meint ihre lustlose Mannschaft noch einmal für etwas Lohnendes motivieren zu können: das friedliche Entdecken einer paradiesischen Insel.
Dann aber gibt es Turbulenzen, die alles durcheinanderbringen und auch den Zuschauer in Verwirrung darüber stürzen, wer eigentlich was wann tut und ob überhaupt. Denn am Ende sieht alles ganz anders aus. Wie war das mit dem Fass, und kam erst der Sturm und dann die Meuterei? Oder umgekehrt? Oder gab es das alles vielleicht gar nicht?
Darstellerin Clara Fuhrmann, die erst jüngst im selben Theater als Autorin und Darstellerin von sich reden machte, spielt die Kapitänin ebenso wie die übrigen Besatzungsmitglieder – einen Kartografen, den Steuermann, den Schiffbauer, einen Matrosen – bei ihrer gemeinsamen Irrfahrt, die, wie sich herausstellt, eigentlich die innere Odyssee einer jungen Frau ist, von ihren Träumen und Fantasien geleitet und deshalb auch in eine Wolke der Glückseligkeit gehüllt; denn wer so herrlich spinnen kann, hängt nicht am Tropf der faden Realität.
Eindrücklich, berührend und ohne jegliche Requisiten spielt und spricht Clara Fuhrmann die Kapitänin und ihre Crew, setzt gekonnt Gesten und Gesichtsausdrücke der diversen unsichtbaren Gestalten, betätigt sich beim Steuerraddrehen, Rudern, Leiterklettern, Logbuch-Schreiben, Durchs-Fernrohr-Gucken und Flaschenpost-Werfen – und entzückt die Zuschauer mit ihrem beseelt leuchtenden Blick auf die Luftschlösser hinter dem Horizont.
Mehr braucht gutes Theater nicht: einen Darsteller, eine Bühne und Zuschauer, die gebannt und mucks-mäuschenstill verfolgen, wohin die Reise geht. Im Nu ist eine atemlose Stunde intensiven Erlebens vorbei, als die Kapitänin eine Tür öffnet, hinter der sie wahrscheinlich neue Abenteuer vermutet, und dahinter verschwindet. Folgen kann man ihr bedauerlicherweise nicht mehr. Übrigens: Wer oder was eigentlich hinter der unbeugsamen Maid steckt, begreift man sehr schnell ...