TheaterPACK
© Leipziger Volkszeitung, 10. Juli 2017

Die eitlen Gecken ziehen den Kürzeren
Sommertheater vom TheaterPack im Beyerhaus

Von Juliane Lochner

Zur Sommerzeit spektakelt es in zahllosen Hinterhöfen von Leipziger Kneipen; in dem des Beyerhauses hat sich bereits seit Monatsanfang das TheaterPack als anspruchsvolle Unterhalter eingerichtet und nun am Samstag seine neueste Premiere zum Besten gegeben: „Mirandolina“ von Carlo Goldoni, das im Original „La Locanderia – die Wirtin“ heißt.
Im Mittelpunkt eine entzückende Gastwirtin (charmant und ganz schön durchtrieben: Laura Trischkat), die allen männlichen Gästen mit ihrer berückenden Schönheit den Kopf verdreht. Ohne dass sie sich auf einen ihrer Anbeter einlässt, ist sie gewitzt genug, die ihr angebotenen Geschenke – ein englisches Taschentüchlein und Diamantohrringe – einzukassieren, ohne sich in eine kompromittierende Lage zu bringen oder zu Gegenleistungen animieren zu lassen.
Ihre bislang glücklosen Verehrer sind der ebenso joviale wie beschränkte Graf von Albafiorita (Strahlemann mit rundem Bäuchlein: Matthias Graw) und der Marquis von Forlipopoli (mit köstlicher Mimik in den Wechselbädern seiner Gefühle: Maximilian Wald); der eine wirft mit Geld nur so um sich und meint Mirandolina damit beeindrucken zu können, der andere ist mittellos, bietet dafür ständig seine noble Protektion an.
Dritter Logiergast ist der Ritter von Ripafratta, ein erklärter Frauenfeind. Entsprechend ruppig klingt sein Wahlspruch: lieber das Wechselfieber als ein Weib. Freilich wirft auch ihn irgendwann Mirandolinas Liebreiz aus der Bahn, auch er muss Liebesqualen durchleiden und schämt sich dafür, weshalb er sich verdrückt, ehe es um ihn komplett geschehen ist.
Und da wäre noch ein scheuer Diener namens Fabrizio, der die Herrin aus seinen devoten Niederungen hoffnungslos anbetet. Für ihn scheint vorerst zu gelten: Wir werden dort geboren, wo wir hingehören. Dieser denkwürdige Satz aus dem Mund des Grafen geht in der turbulenten Komödie fast unter. Nun hätten wir es aber nicht mit einer Komödie zu tun, könnten gesellschaftliche Regeln nicht auch mal über den Haufen geworfen werden. Am Ende bekommt Fabrizio seine Mirandolina, die eitlen Gecken ziehen den Kürzeren, finden aber einen ungeahnten neuen Lebenssinn; doch das ist eine andere Geschichte, die hier nicht verraten wird.
Regisseur Frank Schletter hat den Zuschauern ein fröhliches Lustspiel beschert – wenn auch nicht ganz deutlich wird, warum sich Mirandolina eigentlich zum Schluss Fabrizio zuwendet, dem sie zuvor kein Zeichen ihrer Zuneigung gegeben hatte. Das ist eine Überraschung, tut aber dem Spaß keinen wesentlichen Abbruch.