TheaterPACK
© Leipziger Volkszeitung, 2. November 2020

Showdown zum Lockdown
TheaterPack zeigt kurz vor Zwangspause eine gelungene „Venus im Pelz“ in den Pittlerwerken

Von Juliane Lochner


Bevor die neuen Corona-Beschränkungen ab heute auch den Spielbetrieb des TheaterPack für mindestens einen Monat lahmlegen, lud die Truppe um Frank Schletter zu einer Premiere: In den Pittlerwerken wurde am Freitag erstmals die Inszenierung „Venus im Pelz“ aufgeführt – eine Art Showdown vor dem Lockdown. Eine spannende Spielstätte, die Halle H auf dem riesigen Gelände der einstigen Werkzeugmaschinenfabrik. Und dazu ein spannender Stoff: Schletter inszenierte die Novelle von Leopold Sacher-Masoch aus dem Jahr 1870. Die darin geschilderten Liebesspiele führten später dazu, dass Masochismus zur Bezeichnung einer sexuellen Perversion wurde. In den 1950ern auf dem Index, ist „Venus im Pelz“ heute auf Bühnen und in diversen Filmfassungen populär.

Rötliche Nebelschwaden wabern unter der Bühne hervor – eine Anspielung auf die dann folgende große Dramatik von Liebe, Gewalt und Leiden. Die Venusstatue, um die sich erotische Fantasien ranken, steht am Rande. Der blutjunge, unerfahrene Severin vergöttert die elegante Witwe Wanda und lässt sich vertraglich für ein Jahr von ihr versklaven – in der Hoffnung, im Anschluss an die Probezeit die Ehe mit der Schönen einzugehen. Willig und blind verfallen opfert er sich, obwohl Wanda ihn warnt, sie sei leichtfertig und nicht bindungsfähig. Wanda überwindet ihre anfänglichen Skrupel und wächst in die frivole Rolle als Herrin hinein, findet gar zunehmend Gefallen daran. Was folgt, sind Wechselbäder der Gefühle. Klaglos fügt sich Severin den nach Lust und Laune ausgeteilten Erniedrigungen und Zärtlichkeiten seiner Angebeteten. Bis zu einem gewissen Punkt.

Mit Inka Wiederspohn ist die Rolle der Wanda erstklassig besetzt. Verführerisch, schön und selbstbewusst spielt sie die Dame, die sich die Füße küssen lässt und eindrucksvoll mit der berüchtigten Peitsche zu knallen versteht. Um die Schultern wirft sie sich den Pelz, der ihr das Gefühl gibt, Despotin zu sein. Naturgemäß etwas blass wirkt hingegen Theater-Neueinsteiger Christopher Grimm als Severin, der auch als demutsvoll Unterworfener mehr Temperament zeigen und die Tiefe seiner Hingabe spürbarer machen könnte.

Alles in allem ein spannendes Theatererlebnis, dem man, sobald wieder möglich, zahlreiche weitere Aufführungen und viele Zuschauer wünschen darf. Schletter bleibt vorerst nur die Hoffnung, dass die aktuellen drastischen Beschränkungen möglichst schnell wieder vorbei sind. „Sie könnten gerechter sein“, merkt er an, „in dieser Halle sind die Hygieneregeln problemlos einzuhalten. Aber Lamentieren bringt uns jetzt nichts. Wir kommen wieder.“