TheaterPACK
© Leipziger Volkszeitung, 12. Juni 2019

Turmhohes Bezirzen des Publikums
Farbenfrohes Spektakel: Theaterpack mit Leipziger Premiere seines Sommerstücks „Was ihr wollt“

Von Juliane Lochner

Sechs Darsteller besetzen die zehn Rollen, die Regisseur Frank Schletter für seine sommerliche Fassung von Shakespeares „Was ihr wollt“ vorsieht. Die Schauspieler wechseln deshalb etliche Male ihre Identität, was ihnen jeweils unglaublich flott gelingt. Am Pfingstwochenende feierte das Theaterpack die Leipzig-Premiere seiner farbenfrohen Inszenierung. Am Montag war das Lustspiel im Skulpturengarten des Gohliser Budde-Hauses zu sehen. Besucher des Wave-Gotik-Treffens hatten schon vorab auf der Freilichtbühne im Täubchenthal die Möglichkeit, die Vorpremiere des Spektakels zu erleben, in dem es um Liebe, Rollenwechsel, das Einschleichen in fremde Herzen und damit verbundene intrigante Spielchen geht.

Barocke Kammermusik stimmt auf die entrückte Zeitkulisse ein. Dann tauchen torkelnd und grölend die ersten beiden Personen auf, Junker Tobias (Max Wald) und Junker Christoph (Mario Rothe-Freese). Der eine mutet wie ein Strauchdieb an, der andere wie ein verlotterter Höfling (der er auch ist), und schon greift eine im Komödiantischen schwelgende Stimmung um sich, die durch ein Trinklied ordentlich angeheizt wird.
Die beiden Männer haben es aus je verschiedenen Gründen (Geld und Liebe, was sonst) auf Gräfin Olivia abgesehen. Diese Olivia (Denise Schellenberg) prägt sich optisch wie schauspielerisch besonders ein. Ihre turmhohe Rokokoperücke, in der gut und gern Schwalben nisten könnten, sorgt für viel Spaß, zumal ihr ab und an ein kräftiger Wind die Haarpracht vom Kopf reißt. Die kleine Person mit der gebieterischen Stimme glänzt als Gräfin, die sich nicht nur der Trunkenbolde, sondern auch der amourösen Avancen ihres durch einen fiesen Spaß von Kammermädchen und Narr irregeführten Haushofmeisters (Nora Oelke) erwehren muss. Dabei ist sie doch in die als Mann verkleidete Viola verliebt, die ein Schiffbruch an Land gespült hat.
Auch der Narr (Alexander Hasler) macht eine glänzende Figur, wie er mit den Händen fuchtelt, kokett den mit imposanter Zipfelkappe geschmückten Kopf nach allen Seiten wendet und mit dreisten Worten und Gesang seine Umgebung bezirzt, das Publikum eingeschlossen. Da gibt es viel wohlverdienten Zwischenapplaus.

Ein mit dem Interieur des Palastes bemalter Stoffvorhang begrenzt den nach vorn offenen Bühnenraum. Dahinter wird sich in rascher Folge umgezogen, der Bart angeklebt oder die Perücke aufgesetzt. Einige Komparsen sind mit der spärlichen Requisite behilflich, fegen die Straße, putzen die Leuchter und wechseln die ausgehängte Flagge aus, auf der Bildsymbole den jeweiligen Handlungsort anzeigen – den Herzogspalast, die Straße oder Olivias Haus, das witzigerweise durch zwei Oliven versinnbildlicht wird.

Olivia liebt die als solche unkenntliche Viola, die wiederum liebt Orsino, und der liebt Olivia. Keiner trifft auf die erhoffte Gegenliebe, aber natürlich fügt sich zum Schluss alles glücklich, und die Richtigen liegen sich in den Armen. Musikalische Einlagen, fantasievolle Kostüme und viele kleine, feine Einfälle würzen die Inszenierung und machen sie zu einer amüsanten Abendunterhaltung.