von Alfred Jarry
„Nirgendwo ist überall und zunächst einmal das Land, in dem man sich gerade befindet.“
(Alfred Jarry)
Als Alfred Jarrys König Ubu am 10. Dezember 1896 im Pariser Théâtre de L’Œuvre zum ersten Mal die Bühne betritt, sorgt das kurzfristig für Tumulte und langfristig für eine Revolution. Der gerade einmal 23-jährige Autor schert sich weder um sprachliche Tabus noch um gängige Theaterkonventionen; das Stück widersetzt sich dem Dramen- und Bühnenstil seiner Zeit und liefert so den Initialsprengstoff für das absurde Theater.
Die Geschichte dieser Farce ist schnell erzählt:
Vater Ubu, ein hochdekorierter, aber feiger Hauptmann, wird von seinem machthungrigen Weib zum Königsmord angestiftet und reißt den polnischen Thron an sich. Ebenso gewissenlos wie willkürlich tyrannisiert er sein Volk und stürzt das Land ins Chaos – er selbst frönt derweil weiter seinem leiblichen Wohlergehen. Erst als Hauptmann Bordure, vormals Günstling des neuen Despoten, die Seiten wechselt und den russischen Zaren zum Krieg gegen Ubu überredet, ergreift Polens Usurpator die Flucht.
Aber „Polen, das heißt Nirgendwo“ (Jarry), und somit geht es hier natürlich nicht um nostalgische Geschichtsaufarbeitung; vielmehr umkreist Jarry Grundkonstanten menschlichen Zusammenlebens: Größenwahn und Gier, Manipulation und Ignoranz, Nationalismus und die Angst vor dem Fremden.
Das sind durchaus ernste Themen – nur kommen sie im absurden Gewand dahergeschlendert, so dass man sich dabei auch noch ziemlich gut amüsieren kann.
mit Alexander Aue, Simone Cohn-Vossen, Jörg Miethe, Mario Rothe-Frese, Fabio Sorg, Marko Taubmann, Victoria Weber und Jens-Paul Wollenberg | Musik Christian Walter | Regie/Ausstattung Frank Schletter