TheaterPACK
© Leipziger Volkszeitung, 15. Oktober 2025 

Ein Stück Broadway in der Kohlgartenstraße
Brian Völkners Inszenierung „Sonny Boys“ hat mit dem TheaterPack im Laden auf Zeit Premiere gefeiert.

Von Frank Schlößer 

Die „Sonny Boys“ gehen immer. Gerade auf der kleinen Bühne, vor kleinem Publikum, ohne viel Zinnober. Der populäre Broadway-Autor Neil Simon (1927–2018) schrieb „The Sunshine-Boys“ im Jahre 1972. Er hetzt zwei alte weiße Männer aufeinander, die sich so ähnlich sind, dass sie nicht zusammen in einem Raum sein können. Am 9. Oktober hat „Sonny Boys“ im Laden auf Zeit Premiere gefeiert, inszeniert von Brian Völkner mit dem TheaterPack.

Keine Ahnung, wie es die Komödianten Willie Clark (Mario Rothe-Frese) und Al Lewis (Frank Schletter) geschafft haben, 43 Jahre auf der Bühne zu stehen. Fakt ist, dass Al vor elf Jahren nach einer Aufführung ihres bekannten „Doktorsketches“ einfach hinschmiss, die Bühne verließ und nie wieder zurückkam. Und jetzt spaziert der Neffe und Manager Ben bei Willie herein und sagt, dass das Fernsehen den „Doktorsketch“ nochmal will. Für einen Rückblick in die verlorene Zeit des Varieté. Als die Dramedys noch Tragikomödien hießen, die Comedians noch Komiker und die Fünfsekunden-Memes noch Dreiminuten-Sketche. Sie würden sich beide die linke Hand abhacken, wenn sie dafür nochmal auf der Bühne stehen könnten. Aber zugeben können sie das natürlich nicht.

Wer will, der kann in dem Stück jede Menge Tragik sehen über die Einsamkeit des Alters, über das Näherrücken des Todes, über den Wandel des guten, warmherzigen, humorvollen Live-Theaters hin zu Klicks produzierenden, verhackstückten Konserven des neoliberalen Medienmarktes. Und irgendwie erzählt das Theaterpack damit auch seine eigene Geschichte gleich mit.

Wer das nicht will, der kann an diesem Abend im Laden auf Zeit eine gut getimte Dialogkomödie erleben. Mario Rothe-Frese ist als geistvoller alter Meckerer in Hochform, Frank Schletter gibt seinen ebenso knatterigen Widerpart voller Lust. Die vielen völlig verschiedenen und sehr verschrobenen Nebenrollen samt Kleiderwechsel werden von Maya Kenda und Linda Gwendolyna Lütkemüller in rasender Geschwindigkeit pointiert bewältigt.

Regisseur Brian Völkner hat die vier Komödianten zu einem Kollektiv verbunden, das an diesem Abend ein Stück Broadway in die Kohlgartenstraße zaubert. Und der hat ja auch seine besten Zeiten hinter sich. Also: der Broadway. Nicht Brian Völkner.