TheaterPACK
© Leipziger Volkszeitung, 18. April 2018

„Kabale und Liebe“ zu zweit im Laden auf Zeit

Von Juliane Lochner

Nach der Premiere am Wochenende im Laden auf Zeit führt das Theaterpack am Samstag dort in der Kohlgartenstr. 51 ab 20 Uhr abermals Schillers „Kabale und Liebe“ auf, inszeniert von Frank Schletter. In dem wohlbekannten Stück agieren acht Personen, doch durch einen Kniff wurde das Trauerspiel auch für kleine Bühnen passend gemacht.
Möglich wird das durch eine knappe Rahmenhandlung. Der erste Satz (nicht aus Schillers Feder!) bringt die Geschichte ins Rollen: „Laura, wir haben ein Pro-blem!“ So spricht der Beleuchter, nachdem er erfahren hat, dass das Ensemble im Verkehrsstau steckt und nicht kommt. Kurzerhand übernehmen er und die Souffleuse die Rollen der Schauspieler.
Die zwei Universalakteure leisten ganze Arbeit, jedoch so flüssig und selbstverständlich, als trügen sie die so vielgestaltigen, auseinanderstrebenden Motive der Figuren alle in sich selbst. Max Wald spielt den unglücklich verliebten Ferdinand, seinen Vater und den Sekretär Wurm, Inbegriff des Speichelleckers und Ränkeschmieds. Einmal himmelt er innig seine Luise an, und im Handumdrehen putzt er unduldsam den Sohn wegen seiner unstandesgemäßen Brautwahl herunter, als Nächstes näselt unterwürfig der schleimige Wurm; all das steht und krümmt sich nebeneinander auf der Bühne und wechselt atemberaubend hin und her wie ein Vexierbild.
Für Lea Farinah bleiben die übrigen fünf Rollen – die sämtlicher Frauen sowie des Hofmarschalls, der nach der eingefädelten Intrige Ferdinands Platz als Luises Bräutigam einnehmen soll. Sie spielt die Dame Milford so überzeugend wie Luises Mutter und Luise, die Tugend im Bettlerkleid. Egal, wer da im Staub oder um den Thron herumgekrochen kommt, sie alle zeigen ihr unverwechselbares Gebaren. Ganz nebenbei ist die Mehrfachbesetzung auch ein schönes Sinnbild für die Janusköpfigkeit des menschlichen Charakters.