© LVZ vom 5.10.2007
SALON IM TATORT - Oktober 2007
Einen Mordfall gab es nicht beim Salon im Tatort
Ein gebrochener Finger, eine Fliege und die große Liebe: Der Salon des TheaterPack im Tatort ist wieder da. Doch wer am Mittwochabend Christian von Asters skurriles Gedicht „Schrebergarten“ hörte, war umgeben von Leichen im Gemüsebeet. (...)
Die Bühne muss erst noch aufgebaut werden. Kabel werden gerollt, die Scheinwerfer installiert. Auch das Programm steht noch nicht fest. „Wir müssen improvisieren. Ein Gitarrist hat sich den Finger gebrochen“, erklärt Schletter gelassen. Es ist alles offen an diesem Abend. Allmählich füllt sich das Lokal. Alte Bekannte treffen sich wieder, man grüßt sich. Die Stimmung ist ausgelassen. Niemand scheint etwas zu erwarten. Alle warten ab, was passiert. Als Valeri Funkner mit seinem Bajan die Bühne betritt, wird es still im Publikum. Die ersten Töne klingen verhalten, wehmütig, fast ein wenig traurig. Doch dann wird die Musik fröhlicher, die Gäste ebenfalls. Christian von Aster bringt mit seiner Satire „Timmy kennt den Weihnachtsmann“ Witz und Scharfsinn zusammen. Es ist eine etwas ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte, kritisch, aber mit einem kleinen Augenzwinkern erzählt. Und wird mit beherztem Lachen belohnt.
Begleitet von Valeri Funkner trägt Didi Voigt ein Stück aus seinem Ringelnatzprogramm vor. Mit piepsiger Stimme lässt er die kleine Fliege Wuppi so manches Abenteuer erleben. Für große Freude beim Publikum sorgt auch Jens-Paul Wollenberg, der barfuß von seiner rothaarigen Liebe singt. Er erinnert sich an früher. Das Publikum träumt mit. Zwischendurch plaudert der 55-Jährige immer wieder aus dem Nähkästchen. Er erzählt von seiner polnischen Oma, die mit 80 noch anfing zu rauchen. Und von seiner Immigration in die DDR. Nach Leipzig sei er gekommen, kurz vor der Wende, und hier versackt. Von Lied zu Lied wird Wollenberg energischer. „Ich hab kein Glück, verlier jede Wette“, grölt er mit rauchiger Stimme ins Mikrofon. Das Publikum singt mit.
Dann wird es ganz still. Wie eine Katze schleicht die Schauspielerin Sylvia Metz auf die Bühne und beginnt mit ihrer pantomimischen Einlage. Sie schwebt auf einem Seil, in der Hand hält sie einen Schirm. Plötzlich taumelt sie, rutscht ab. Stolpert. Stürzt. Doch sie steht gleich wieder auf, mit einem Ball auf der Nase. Für ein paar Minuten sind wir im Zirkus. Dank Alexander Aue, der kurzfristig für den Gitarristen mit dem gebrochenen Finger eingesprungen ist, kann die Sängerin Neda Larinezhad mit „Sunrise“ von Norah Jones dann doch noch den Abend abrunden. „Now Good Night!“ Es ist Zeit zu gehen.
Hanna Haag, Leipziger Volkszeitung vom 5.10.2007